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Ein Bund zur Beseitigung von Rassismus, zur Förderung von „racial justice“ und zum Aufbau von „Beloved Community“ in Europa

Ein Bund zur Beseitigung von Rassismus, zur Förderung von „racial justice“ und zum Aufbau von „Beloved Community“ in Europa

Ein Bund zur Beseitigung von Rassismus,
zur Förderung von „racial justice“
[1] und
zum Aufbau von „Beloved Community“[2] in Europa 

 

Rassismus ist eine Sünde. Er stört die Einmütigkeit und das Einssein, die Gottes Ziel für die Menschheit sind. Rassismus ist gefährlich, spaltend und schädlich. Rassismus zerstört die Würde des Menschen und missachtet die Ebenbildlichkeit Gottes, die in jedem Menschen zu finden ist. Wir sind nach dem Bilde Gottes geschaffen; sich in irgendeiner Form auf Rassismus einzulassen, ist daher eine Weigerung, das Ebenbild Gottes im Nächsten anzuerkennen; und die  Realität von Rassismus und den Schmerz und Schaden, den er verursacht, zu leugnen oder zu ignorieren, untergräbt, die Liebe Jesu.

Wir, der Verband der Episkopalkirchen in Europa (“Convocation of Episcopal Churches in Europe”) – Gemeinden, Missionen und Einzelpersonen – verurteilen Rassismus und lehnen ihn ab. Wir weisen auch entschieden jedwede Form vermeintlicher Vorherrschaft zurück, insbesondere die Geißel der weißen Vorherrschaft.

Von Gott berufen und dazu aufgefordert, versuchen wir,  „Beloved Community“ zu schaffen, indem wir durch die Beseitigung der Sünde des Rassismus Hoffnung verbreiten, unseren Anteil daran in der Vergangenheit, durch Tat und Unterlassung, erkennen und die Verantwortung dafür übernehmen, mutig aufstehen und unsere Stimme dagegen erheben, während  wir über die Grenze unserer Gemeinschaft hinausgehend, Christus und einander  dienen.

 

Wir beklagen...

Als gläubige Menschen bekennen wir unsere Sünden und unser Versagen, die Würde jedes Menschen zu achten. Wir sind, einzeln und gemeinsam, der Herrlichkeit Gottes nicht gerecht geworden und rufen uns jetzt die einzelnen Aspekte unserer Klage in Erinnerung und nennen sie beim Namen.

- Wir beklagen die geschichtliche Rolle der Kirche in der Unterjochung und Versklavung von Völkern und Völkermord auf der ganzen Welt.

- Wir beklagen die geschichtliche Rolle der Kirche, die aus dem Verkauf, dem Handel und der Misshandlung unserer Mitmenschen Nutzen gezogen hat.

- Wir beklagen die Mitschuld der Kirche durch ihr Schweigen bei der Kommerzialisierung, Entmenschlichung, Misshandlung, Erniedrigung Ausgrenzung und Verweigerung der Bürgerrechte von Einwanderern und anderen Menschen am Rande der Gesellschaft.

- Wir beklagen die Mitschuld der Kirche im fehlenden Respekt für die Sprache, Kultur und Bürgerrechte aller Menschen. 

- Wir beklagen den Mangel an moralischem Mut seitens der Kirche im Beistand und im Einstehen für die Armen, Ausgegrenzten und Unterdrückten.

-  Wir beklagen Systeme der Überlegenheit und Privilegierung der Weißen in der Kirche – seien sie strukturell oder informell – die es stillschweigend geduldet haben, dass Menschen als minderwertig, unterlegen oder unwürdig angesehen werden und nicht als geliebte Kinder Gottes, die im Ebenbild Gottes geschaffen wurden.

- Wir beklagen die Art und Weise, in der die Lebensgeschichten von Farbigen Menschen in der Geschichte unserer Kirchen, Institutionen und Glaubensgemeinschaften geringgeschätzt oder ausgelöscht wurden. 

- Wir beklagen die Komplizenschaft der Kirche mit Systemen, die direkt und indirekt Rassismus, Unterdrückung, Segregation und Entrechtung fördern. 

- Wir beklagen die vorsätzliche Blindheit christlicher Führungspersonen, die es versäumt haben, sich einzusetzen für faire, gewaltfreie Polizeiarbeit, Mediation, Verurteilung ohne Freiheitsentzug, angemessene Bezahlung, Unterstützung durch das Sozialwesen, körperliche und psychische Gesundheitsversorgung, sowie Suchtbehandlung für Menschen, die um ihren Platz in der Gesellschaft zu kämpfen haben.

- Wir beklagen das ohrenbetäubende Schweigen und die lähmende Angst, die die Kirche in Fragen der Versöhnung zwischen den ethnischen Gruppen und der sozialen Gerechtigkeit oft befällt. 

 

Wir verpflichten uns...

Als gläubige Menschen sind wir aufgerufen, "den Herrn, unseren Gott, zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt, und unsere Nächsten zu lieben wie uns selbst". In Anerkennung der Ereignisse bei denen die Kirche und die Gläubigen der Liebe Gottes nicht gerecht geworden sind, insbesondere im Erbe des Rassismus und der Vorherrschaft der Weißen, tun wir Buße und versuchen, unser Leben so zu ändern, dass es Gottes Traum von der „Beloved Community“ besser entspricht.

Dementsprechend verpflichten wir uns in der Nachfolge Jesu und im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes zu der beständigen und mühsamen Arbeit, Rassismus zu beseitigen, „racial justice“ voranzubringen und „Beloved Community“ in Europa aufzubauen.

- Wir verpflichten uns, uns das Leben und die Lehren Jesu beständig vor Augen zu führen und zu verinnerlichen der uns zu einer wahrhaftigen Beziehung zu Gott, zueinander und zu uns selbst zurückführt.

- Wir verpflichten uns, die Geschichte unserer Glaubensgemeinschaften und Institutionen neu zu untersuchen, um das Erbe des Rassismus auf greifbare Weise anzuerkennen und die Lebensgeschichten von versklavten Menschen und anderen farbigen Menschen, deren Arbeit zur Privilegierung der Weißen beigetragen hat, zu würdigen, in Erinnerung zu halten und immer wieder neu zu erzählen. 

- Wir verpflichten uns, zwischen unseren Glaubensgemeinschaften und Fachleuten einen kritischen Dialog anzustoßen, der uns wahrhaft voranbringt.

- Wir verpflichten uns, Standards, Richtlinien und Programme auszuarbeiten und umzusetzen, die unser Engagement für Vielfalt und Integration sichtbar machen.

- Wir verpflichten uns, lokale Unternehmen zu unterstützen, die farbigen Menschen, sowie unterrepräsentierten und ausgegrenzten Bevölkerungsgruppen gehören und von ihnen betrieben werden. 

- Wir verpflichten uns, den Geschichten, Erfahrungen und Gefühlen von farbigen Menschen als Weggefährten auf der gemeinsamen Reise zuzuhören und sie anzuerkennen, indem wir diese Erfahrungen als heilig wertschätzen. 

- Wir verpflichten uns, auf die Beseitigung von Systemen institutioneller Unterdrückung hinzuarbeiten.

- Wir verpflichten uns, Widerstand zu leisten und unsere Stimme zu erheben gegen alltägliche Akte der Unterdrückung oder Gewalt und die Verweigerung bürgerlicher Freiheiten. 

- Wir verpflichten uns, uns selbst und andere die vielen Geschehnisse bewusst zu machen, an denen unsere Privilegierung uns am Mitgefühl mit anderen hindert.

- Wir verpflichten uns, in allen Bereichen unseres gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens Bigotterie und Hassrede in aller Deutlichkeit beim Namen zu nennen.

- Wir verpflichten uns, mit anderen, einschließlich Glaubensführern und Entscheidungsträgern, auf allen Ebenen der Kirche zusammen zu kommen, um die wirklich schwierigen Fragen zu stellen:

○ Spiegelt die Leitung unserer Institution die Vielfalt derer wider, denen wir dienen? 

○ Sind die vielen Gesichter des vielfältigen Leibes Christi in Entscheidungsprozessen vertreten?

○ Wie gewinnen wir Führungspersonen und bilden sie aus?

○ Wer fehlt am gemeinsamen Tisch? 

○ Welchen noch nicht erzählten Geschichten müssen wir zuhören?

- Wir verpflichten uns, bei unseren gemeinsamen Gottesdiensten und anderen Aktivitäten unserer Gemeinschaften ganz bewusst Menschen aller Kulturen, Ethnien und Herkunft willkommen zu heißen, ihnen Gastfreundschaft zu erweisen, ihre Teilhabe zu ermöglichen und ihre reichen musikalischen und liturgischen Begabungen und Beiträge in die Gottesdienste mit einzubeziehen. 

- Wir verpflichten uns, miteinander im Gespräch zu sein – sowohl innerhalb als auch zwischen unseren Glaubensgemeinschaften – um einander zuzuhören, gemeinsam nachzudenken und ein besseres Verständnis von Rassismus, Privilegierung und vermeintlicher Überlegenheit jeglicher Art zu entwickeln.

- Wir verpflichten uns, gemeinsam für ein Ende von Rassismus, Privilegien und vermeintlicher Überlegenheit jeglicher Art zu beten.

- Wir verpflichten uns, gemeinsam mit lokalen Organisationen für das Heilen von Wunden, Wiederherstellung, Versöhnung und Gerechtigkeit zwischen den Rassen zu arbeiten.

„Dies ist mein Gebot, dass ihr einander so liebt, wie ich euch geliebt habe.
Niemand hat größere Liebe als diese, sein Leben für seine Freunde hinzugeben.“
Johannes 15,12-13.

 

Der Verband der Episkopalkirchen in Europa, Oktober 2020.

Adaptiert aus "A Covenant to Root Out Racism", The Rt. Rev. Deon K. Johnson.

 Translated by Joachim Zeller and Jonathan Case.

 

[1] Gerechtigkeit für Menschen unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft.

[2] Unter „Beloved Community“, versteht die Episkopalkirche „den Leib Christi innerhalb dessen wir die Früchte des Heiligen Geistes fördern und unsere Glaubensverwandtschaft – als Menschen die Gott lieben und das Ebenbild Gottes lieben, das wir in unserem Nächsten, in uns selbst und in der Schöpfung finden – tiefer verstehen lernen.“